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Einzelsetting Hochsensibilität

„Jeder Mensch, ob HSM oder nicht, fühlt sich am wohlsten, wenn er weder gelangweilt noch überbeansprucht ist.“
(Elaine N. Aron)

Dieses Angebot lehnt sich an das Angebot des Einzelsettings Tanz- und Bewegungstherapie. Jedoch ist die Thematik Hoch-sensibilität zentral, wird mit einbezogen und integriert.

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Die Hochsensibilität in Kürze

An der Definition Hochsensibilität scheitern sich die Geister. Nebst diesem Begriff spricht man auch von Hochsensitivität, Hypersensibilität oder Überempfindlichkeit. Da man jedoch im Rahmen dieser Thematik meistens den Ausdruck Hochsensibilität wiederfindet, werde ich im nachfolgenden Beschrieb diese Bezeichnung verwenden.

Menschen, welche als hochsensibel gelten, reagieren mehr auf Reize als der Populationsdurchschnitt. Sie nehmen diese viel intensiver wahr und verarbeiten sie auch intensiver. Solche Personen haben häufig das Gefühl einer Andersartigkeit. Einem grossen Teil ist es vielleicht nicht bewusst, andere ignorieren es oder wollen sich nicht damit auseinandersetzen. Auf jeden Fall handelt es sich bei der Hochsensibilität um ein noch wenig erforschtes Fachgebiet.
Die Sensibilität ist eine Eigenschaft des Nervensystems, in der Verarbeitung von Informationen im Körper und im Gehirn über die Nervenleitbahnen. Im Gegensatz zu Normalsensiblen funktioniert die Verarbeitung von Informationen bei Hochsensiblen anders. Wahrnehmungen in der Umgebung werden viel detaillierter wahrgenommen und auch die damit verbundenen Gefühle können viel intensiver sein. All diese Sinneseindrücke werden auf eine komplexere Weise verarbeitet. Damit kann gesagt werden, dass hochsensible Menschen einer konstanten Reizüberflutung oder Überforderung ausgesetzt sind und sich mit dieser auseinander setzen müssen. Man kann auch sagen, dass hochsensible Menschen eben viel mehr Feinheiten in sich aufnehmen, welche von anderen gar nicht bemerkt werden. Zum Beispiel laute Musik oder Menschenansammlungen, grelles Licht, laute Geräusche - all diese Einwirkungen können so starke Reize ausüben, dass es als Stress empfunden wird. Man fühlt sich nervlich überreizt und aufgedreht. Dadurch wird ein Rückzug benötigt, damit sich all diese Eindrücke setzen können. Häufig wird berichtet, dass die Stimmungen der Mitmenschen intensiver empfunden werden. Man kann sich also vorstellen, dass auf den unterschiedlichsten Beziehungsebenen Konfliktsituationen entstehen können.
Die verstärkte Reizaufnahme und ihre tiefere Verarbeitung können auch starke Reaktionen oder Überempfindlichkeit auf Medikamente, Alkohol und Koffein auslösen.​

Gerne möchte ich einige typische Eigenschaften von Hochsensiblen wiedergeben, welche von Elaine N. Aron systematisch aufgeführt wurden:

  • ausgeprägte subtile Wahrnehmung (vielschichtige Fantasie und Gedankengänge)

  • erhöhte Schmerzempfindlichkeit

  • detailreiche Wahrnehmung

  • hohe Begeisterungsfähigkeit, sehr vielseitige Interessen

  • sehr ausgeprägtes Langzeitgedächtnis

  • psychosoziale Feinwahrnehmung

  • stärker beeinflussbar durch Stimmungen anderer Menschen

  • ausgeprägtes intuitives Denken

  • langer emotionaler „Nachklang“ des Erlebten

  • Denken in grösseren Zusammenhängen

  • ausgeprägter Altruismus, Gerechtigkeitssinn

  • Harmoniebedürfnis, Gewissenhaftigkeit

Warum Hochsensibilität

Schon früh habe ich bemerkt, dass ich in meiner Umgebung sehr viel wahrnehme – auf der physischen wie auch auf der psychischen Ebene. Die Abgrenzung bzw. der Umgang mit all diesen Eindrücken fiel mir sehr oft nicht leicht. Es führte zu einer inneren Überreizung, welche für mich jahrelang nicht greifbar oder verständlich war. Ich selbst hatte damit zu kämpfen und Andeutungen von anderen wie „achte einfach nicht darauf!“ oder „konzentrier dich nicht darauf, denk an was anderes“ schienen mir leere Worte zu sein, die ich nicht imstande war zu verinnerlichen. Indem ich es immer wieder versuchte und meist scheiterte, kam ein Frust in mir hoch und die Frage: „Warum kann ich das nicht einfach auch wie die Anderen?“.
Damals dachte ich, ich sei einfach so und unterscheide mich von anderen Menschen. Diese Eigenschaft sei eine sensible, verletzbare Seite meiner Persönlichkeit. Vielleicht sogar ein Mangel von Stärke oder eine Einschränkung. In meiner Familie bekam ich oft nachgesagt, ein „Sensibelchen“ und doch rebellisch zu sein. Es hat mich viel Kraft und Energie gekostet, mich trotzdem immer wieder auf meinen Weg zu fokussieren und an meinen Kern zu glauben. Dank Bücher wie z.B. „Zart besaitet“ habe ich entdeckt, dass ich nicht alleine bin und diese Eigenschaft ein besonderes Geschenk ist. Nur ist es halt nicht einfach, in unserer Gesellschaft diesen Wesenszug ausleben zu dürfen.
Für mich ist es enorm wichtig, das Thema Hochsensibilität nach aussen zu tragen. Durch den kreativen Ausdruck kann eine Brücke geschaffen werden, welche wichtige Elemente der hochsensiblen Menschen als Potenzial und bereichernde Ressourcen aufzeigt und nicht als Hemmung, Blockade oder gar Einschränkung im Leben darstellt.
Durch meine langjährige Tätigkeit in diversen psychiatrischen Kliniken ist mir aufgefallen, dass sich in diesen Institutionen viele hochsensible Menschen wiederfinden lassen. Folgende Arbeit ist dazu entstanden:

„Hochsensibilität in der Psychiatrie – Unterstützung und Förderung von Ressourcen durch die tanz- und bewegungstherapeutische Arbeit mit Einbezug der Hochsensibilität.“

Hochempfindlichkeit ist ein Geschenk, für mich selbst und für alle, die ich berühre“
(Georg Parlow, aus dem Buch „Zart besaitet“) 

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